Schwarzwald Bike Marathon Furtwangen 2016

Bilder: sportograph

11.09.16

Gemeinsam belegten wir als Staffel auf der Langstrecke den 1. Platz!

 

„Ich fahre vor, ich fahre jetzt einfach mal ganz vor.“, schießt es mir durch den Kopf. Die Beine setzen den Gedanken sofort um und plötzlich bin ich da, wo ich nicht hinzugehören dachte: An der Spitze des großen Starterfeldes, das durch den herbstlichen Morgentau dem Sonnenaufgang entgegen tost. Wenn sich das mal nicht rächt, fürchte ich mich vor den kommenden Rampen. Und die Beine melden wenig später natürlich Laktat-brennenden Alarm, doch da sollen sie jetzt durch. Zwischen schwarzen Tannen, grünen Wiesen und urigen Bauernhöfen werfen die Räder lange Schatten im goldenen Morgenlicht. Eine paradoxe Urlaubsromantik, aber tatsächlich eine der schönsten Formen, diese Schönheit intensiv zu spüren, zu atmen und bewundern. Heute fahre ich nicht gegen mich, heute fahre ich mit mir, heute will ich die anderen in Bezug setzen. Am Du zum Ich werden, sozusagen. Meine Konkurrenten machen einen starken Eindruck. Mental kämpfe ich, da ich immer wieder einzuknicken drohe. Ich weiß was ich kann und versuche daran zu glauben, auch wenn die Grenzen manchmal bedrohlich nahe rücken. Ich brauche eine Taktik, denke ich, ein Gedankenspiel, eine Aufgabe. So beobachte ich die Fahrer um mich, die wie Nadelstiche ihre Antritte und Fluchtversuche in meine Oberschenken stechen. Mir fällt auf, dass ich der einzige bin, der regelmäßigt trinkt. Ich verfeinere meine Beobachtung und stelle  auch nach einer Stunde Fahrzeit fest, dass keiner Kohlehydrate in ausreichenden Mengen zu sich nimmt. Es ist eine wilde Theorie und ein verrückter Plan, doch meine einzige Chance. Denn da es keine steilen Anstiege und keine technischen Abfahrten gibt, bin ich permanent im Nachteil und wage das Experiment: Nach 90 min, spätestens nach 105 min müssten deren Glykogenspeicher ausreichend leergebrannt sein, dachte ich. Wie gesagt, wilde Spekulation, doch ich brauchte einen Glauben, einen Plan. Ich verpflegte mich weiter. Nehme ein zweites Gel. Schorsch reicht mir meine Cola. Ich tanke auf. Es ist immer die Frage bei solchen Rennen, wie weit man ohne Treibstoff kommt, man will ja nicht zu viel mitschleppen und wer schon mal bei Puls 180 gegessen hat, weiß das ist nicht schön. Aber es ist wie bei der Formel 1, man ist vielleicht etwas schwerer (zwei Trinkflaschen), aber hinten raus kann man länger fahren. Nun gut, plötzlich ist der Moment da. Einer der Wenigverpfleger attackiert brutal an einem Steilstück. Ich springe aus der Gruppe und schaffe den Anschluss. Ich versuche nichts Nachgiebiges zuzulassen, starre auf sein unerbittliches Hinterrad was weg und weg will. Aber das will ich ja auch und ich schaffe es gerade so mit über die Bergkuppe zu ziehen. Ich verabrede mit dem Attackierenden einen Verbund, um die Verfolger gemeinsam weiter zu distanzieren. Aber wenig später, bin ich alleine. Alleine voraus (was die Staffelwertung betrifft – es gibt immer Schnellere ;-)) Jetzt kommen fiese Flachstücke, die hasse ich. Hier bin ich ein Fähnchen im Wind und bekomme kein Druck in den Schotter. Bloß nicht umsehen, denke ich. Doch immer wenn mich Zuschauer anfeuern und ich knapp vorbei bin, höre ich wie hinter mir direkt weiter angefeuert wird. Ich bin also nicht alleine. „Orientiere dich nach Vorne!“, fleht mein Optimismus meine Angst an. Doch das klappt nur kurz. Dann kommen sie. Ich will ihre Gesichter „lesen“ und blicke über die Schulte. Da bin ich ganz beglückt, denn es sind andere, es sind keine Staffelgegner. So beisse ich mich in die Gruppe und tue was meinem Plan entspricht: Ich tanke und tanke. Als ich wieder etwas Kraft gespart habe, hackte ich wieder los, wie ein Schwarzwälder Holzfäller, nur eben mit Bein- und nicht Armkraft. Bald sehe ich Schorsch und die letzten 500 m musste ich nochmal alles rausquetschen. Dann erkenne ich Chrissi. Ich rufe noch „Du hast eine Minute.“, das hatte ich ein paar Kilometer vorher raus gestoppt. „Und pass auf beim Abfahren, der Schotter ist sehr lose heute!“, doch meine Stimme geht unter im Trubel der Zuschauer und des Moderators. So hoffe ich auf meinen Bruder, Chrissi, seine Kraft und Vorsicht für die kommenden 60 km. Meine Verfolger unterdessen kommen und konmen nicht. Dann nach ganzen sechs Minuten kämpft sich der erste Gegner zur Staffelübergabe. Wir klopfen uns kurz darauf erschöpft auf die Schulter. Ein Blick reicht um sich Respekt zu zollen und sich wortlos gegenseitig zu bestätigen, dass das alles wahr war. Und ich denke nur: „Tanken, tanken, immer ans Tanken denken.“ Und nippe überglücklich an meiner Cola.

 

Tobi

 

Schwarzwald Bike Marathon Furtwangen 2015

13.12.15

2. Platz als Staffel über die 120 km in Furtwangen mit Peter Leonhard vom Schauenberg Racing Team.

Schwarzwald Bike Marathon Furtwangen 2012

Foto: Patrick Seeger

09.09.12

Goldener Herbst im Schwarzwald. Traditionell lassen wir hier die Marathonsaison ausklingen. Chrissi genoss die Herbstsonne auf der 90 km Strecke und wurde hier bei seinem hohen Tempo 13. in seiner Altersklasse. Tobi war kürzer, aber schnell auf der 42 km Strecke unterwegs und belgte den 2. Platz in der Hauptklasse.

Schwarzwald Bike Marathon Furtwangen

13.09.09
60km und 1100 Höhenmeter. Eigentlich keine Zahlen, die Furcht bei uns erregen. Dabei ist aber alles immer eine Frage des Tempos.
Die Saison hat uns stark gemacht und hohen Belastungen gegenüber tolerant. 2:41h konnten wir Vollgas fahren. Als 22. und 23. der Elite (von 80).


„Meine Güte, was fährt der Bruder vor mir da nur für ein Höllentempo“, ächze ich in Gedanken. Das lustige ist, dass ich genau weiß, dass das Chrissi von mir auch denkt, wenn ich wieder einmal vorne bin. Ja, es war toll mal wieder zusammen zu fahren, es hat richtig gepasst. Jeder forderte den anderen mit seinen hohen Tempovorgaben heraus, keiner entwischte dem anderen.
Der Herbstfahrtwind bläst angenehm frisch durch die Helmbelüftung, die herrliche Schwarzwaldlandschaft rast an uns vorbei. Viel technisches Können müssen wir auf der Strecke hier nicht zeigen. Da kann man zum Überholen schon mal vom Weg runter um durch Unterholz, groben Kies und hohes Gras ausgeflippte Überholmanöver zu starten.
Unterm Strich war es jedoch richtig harte Arbeit und tierisches Tempogebolze. Ein ständiges Zerren und Drücken an den Pedalen. Die Kette immer über ein noch schwereres Ritzel hieven.
Wie viele wir überholten? Wahrscheinlich einige, da wir recht hinten starteten und letztlich 41. und 42. von 500 Fahrern wurden. Aber im Grunde war das egal, wir spielten unbeschwert auf und beendeten diese Bike Marathon Kür des Jahres 2009 mit richtig viel Lust auf mehr im nächsten Jahr!
Vielleicht auch dann wieder mit Melli, denn auch sie war wieder mit uns unterwegs und kämpfte sich über steile Rampen 42km lang ins Ziel. Nach ihrer langen Tour durchs flache Deutschland, einer eigenen Trans Germany sozusagen von Freiburg bin Hannover hatte sie eine super Ausdauer. Das die Kraft für die Berge schwer auf zu bringen war ist nicht verwunderlich, - um so mehr eine tolle Leistung!