Monte Generoso Bike Marathon

ohne Monte Generoso

Über den Regenwolken...

 

05.06.11 Wegen dem Wetter, das der Sintflut glich, wurde die Langdistanz annulliert und den Simon Brüdern blieb nichts anderes übrig als auf die Mitteldistanz ausweichen. Dort mussten sie in der Schlammschlacht hohen Tribut zahlen.

Tobi kam trotz vieler Unterbrechungen mit einem Schnitt von 23 km/h über die 2100 Höhenmetern nach 61km schwierigen Fahrpassagen als 67. von 160 Startern ins Ziel.

 

In einem verschlafenen Tessiner Bergdorf werden wir bei Dunkelheit aus dem Tiefschlaf gerissen. In Trance ziehen wir die Radtrickots an, schleichen uns durch die dunklen engen Gassen aus dem Ort und fahren ins Tal. Wie im Traum kämpfen wir bei Morgendämmerung zu Jazzmusik mit wenigen anderen schlaftrunkenen Gestalten im Festzelt mit dem Müsli. Nach dem Aufwärmen, begleitet von tessiner Kirchenglockengeläute, erwäge ich wegen den ersten Sonnenstrahlen meine Sonnencreme im Auto zu suchen. Wie eine "Sich selbst erfüllenden Prophezeiung", wie sich zeigen wird, verträume ich den Gedanken an die Sonne aber wieder.

Gleich darauf stehen wir in der Startaufstellung. Ein großes Display versperrt die Aussicht auf das Bergmassiv und zählt erbarmungslos die Zeit zur Übersäuerung runter. Plötzlich wird der Himmel dunkel. Mit 50 km/h jagen wir im Windschatten der Pros durch das schlafende Städtchen. Das Blaulicht der Polizei verbreitet Weltuntergangsstimmung. Die Beine sind nach vier Tagen hartem Trainingslager nicht einverstanden erneut zu schuften und werden sauer. Wir trotzen. Fahren dabei fast ganz vorne. Dumpfe Sturzgeräusche direkt hinter uns fahren mir durch Mark und Bein. Die letzten Sonnenstrahlen ergeben sich und es wird duster und fängt sintflutartig an zu regnen. Schlafen wir noch - oder wieder? Das plötzliche Schlechtwetter drängt sich sehr unerwartet auf, wirkt sehr unwirklich und ist tief schwarz, wie ein "Alptraum".

Lauftraining für Biker

Tapfer finden wir auf den ersten 1000 Höhenmetern dennoch unseren Rhythmus. Triefnass lassen wir die Regenwolke irgendwann unter uns. Wetter besiegt. Über den Wolken… Zwar konnte man dadurch wieder etwas mehr als nur die Hand vor den Augen sehen, die Brillen waren aber schnell dermaßen eingeschlammt, dass manch Streckenabschnitt zum Blindflug wurde. Auch wenn wir hoch konzentriert sein mussten und volles Tempo gingen, hatten wir jede Menge Spass. Die Wege können vom Anspruch her locker mit den heimischen Downhilltrails im Schwarzwald konkurrieren: Simon Brüder-Terrain. Als einzige deutsche Vertreter unserer Altersklasse mussten wir an 8. Position liegend nach dem dritten Berg einen Reifendefekt bei Chrissi hinnehmen. Schnell zogen wir einen neuen Schlauch ein und ließen nur 4min auf der Strecke.

Blind vor Schlamm in den Augen stieg ich kurz darauf bergab ungewollt und unsanft über den Lenker ab. Ich erschrak kurz über den zerrissenen Handschuh und das Blut dass die dicke Schlammkruste an Hand und Knie durchtränkte. Schaltungs- und Bremshebel waren aber schnell wieder gerade gebogen und Chrissi musste nur einige Sekunden warten. Doch kurz darauf kassierte Chrissi den zweiten Platten. Nun musste mein Reservematerial herhalten. Die Reparatur zerrte: Stocksteife Finger vom Downhill waren zu wenig Feinmotorik fähig und zittern. Die CO2-Kartusche war schlammverstopft. Der Abhang zeigte so steil, der Weg so eng, dass man kaum stehen konnte im Matsch. Die Reparatur gelang dennoch, aber mein Schlauch sollte Chrissi nur zu weiteren 500m Trailvergnügen verhelfen, dann erlag auch dieser den widrigen Bedingungen. Derart frustriert schmiss Chrissi sein Bike in die Büsche. Absolut verzweifelt standen wir da. Zwischen Flüchen befahl er mir, weiter zu fahren. Zunächst wusste ich ehrlich gar nicht wozu, denn das Rennen war eh gelaufen. Aber auch helfen konnte ich ihm in keinster Weise – außer ihm seine Ruhe lassen.

 

Also fuhr ich weiter. Da ich nicht mehr schalten konnte, säuberte ich im nächsten Dorf in Ruhe meinen Antrieb bei einem netten italienischen Herrn mit Gartenschlauch, und fuhr dann das Rennen alleine zu Ende. Sehr einsam war das und sehr frustrierend. Ernsthafte Kämpfe konnte ich mit den Karbonfully-XTR-Rittern hier hinten im Feld nicht mehr austragen und fuhr eine sinnlose Aufholjagt. Die folgenden hammer-geilen Trails festigten meinen Entschluss: Das gibt Rache, lieber Monte, wir kommen wieder!

Zu guter Letzt bleibt nur die Gewissheit, dass auf eine besch… Generalprobe eine gute Hauptaufführung folgen wird: Und diese wird die Craft Bike Transalp sein!

    

Tobi

 

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