Die Zieleinfahrt unseres Abenteuers in der Badischen Zeitung: http://www.badische-zeitung.de/hotzenwald/riesen-gluecksgefuehle-auf-dem-letzten-gipfel

Jeantex Bike Transalp 2009

18.07. - 25.07.09
Gut gebrüllt, Löwe. Kraftvoll gesiegt, Widder. Nach über 35h Wettkampftempo im Sattel von Mittelwald aus über 15 Pässe, 540 km und mehr als 20.000 Höhenmetern sind wir in Riva del Garda ins Ziel eingefahren.
Es war ein Grenzgang für Körper, Psyche und Material, ein Kräftemessen mit Bikern aus über 40 Nationen und ein Kampf gegen die Natur, - anfangs schneite es, am Ende war es tropisch heiß. Sieben Tage lang biken. Zwischendrin müssen klare Prioritäten gesetzt werden: essen, regenerieren, waschen, das Rad putzen und reparieren und möglichst viel schlafen. Schlafen dicht gedrängt auf der Isomatte zwischen hunderten anderen Mountainbikern, oft mit unzureichenden sanitären Anlagen.
Aber, wir konnten das alles unglaublich genießen. Dies alles ist etwas ganz Besonderes, ein furchtbar hartes Rennen, ein gewagter Grenzgang seiner eigenen Möglichkeiten.
Im 2er Team harmonierten wir ausgezeichnet, hier müssen die Teampaare aus Sicherheitsgründen immer zusammen bleiben, so unzugänglich sind manche Trail-Passagen. Nicht selbstverständlich, dass es so gut lief, viele zerstritten sich, fluchten, halfen sich nur unzureichend, ergänzten sich schlecht. Wir heizten Rad an Rad adrenalingeladen von Trail zu Trail, von Gipfel zu Gipfel. Zudem auch von Platz zu Platz nach oben. Als 174. der ersten gefahrenen Etappe, verbesserten wir uns immer weiter bis wir auf der finalen Etappe stolze 70. wurden! In der Kategorie der Männer, in welcher die Profis mit fahren bedeutete das letztlich der 108. Platz bei 274 gestarteten Teams.
Wir schafften es unsere Körner richtig gut auf zu teilen, mit Köpfchen zu fahren, sonst wären wir wohl ausgeschieden, wie es hunderten anderen Teams ergegangen ist. Alleine das Ankommen ist hier ein Erfolg. Dazu musste jeder Simon Bruder seinen Teil zum Finishen beitragen: Was mit Augenzwinkern auf den Kragen unserer Trikots steht wurde hier zur klaren Rollenverteilung, Chrissi der Mechaniker, Tobi der Trainer. Was wäre ein super Rad ohne einen gut verpflegten, taktisch klug agierenden Fahrer, was ein guter Fahrer mit kaputtem Rad? Hier: Nichts!
Aufwärts wie abwärts konnten wir unsere Stärken ausspielen. In den Anstiegen passierte es zuverlässig immer, dass wir unten von vielen überholt wurden als wir konsequent auf dem Pulslevel und der Tretkraft blieben, sich also das Tempo verringerte. Weiter oben an den Anstiegen, bis zu 1700 Höhenmeter am Stück, holten wir nicht nur die, die uns überholt hatten, sondern auch noch die davor fahrenden wieder ein. Der simple Trick, kontinuierliches Fahren, bzw. sich im Rennverlauf sogar progressiv steigern. Am Besten gelingt uns das wenn es technisch anspruchsvoll und richtig steil wird, - so dass das Vorderrad abzuheben droht, du dich weit nach vorne lehnen musst: ein Lenker-Beißer-Anstieg eben. Zweitens musst du bis hinter den Berg denken, und mit Power über den Gipfel hinweg ziehen, denn oben ist es doch theoretisch wieder flach, also Zeit für ein hohes Tempo, nicht für Erholung. Hier verharrten viele Konkurennten erschöpft auf dem leichten Gang und wir zogen mit kräftigem Tritt vorbei.
Abwärts waren besonders die anspruchsvollsten Trails unser Element, hier fegten wir an vielen vorbei, die schiebend zur Seite springen mussten. Die teils wütend, empört, überfordert bis neidisch scheinenden Mitfahrern blieb auf ihre verbalen Flüche nur mein freudiger Ausruf im Ohr: "Ey, Mr. Tour de France, go road racing, this is a mountainbike race." Es gab aber auch einige die diese Trailpassagen ebenso liebten und genossen wie wir. Allen voran der Race Director Uli Stanciu: "Macht denen Platz, die das fahren können, man braucht eine gewisse Grundgeschwindigkeit um Stufen und Hindernisse zu überwinden. Außerdem, merkt euch: Kondition ist vergänglich, Fahrtechnik bleibt." Da blieb uns nicht mehr als vermitzt zu grinsen und zu applaudieren.
Das ganze Rennen war für uns ein riesen Spass, eine bislang ungekannte Strapaze für Körper und Psyche, eine großer Pool an Erfahrungsschätzen, ein Kennen lernen der eigenen Leistungsfähigkeit und des eigenen Ichs, eine große Probe der Partnerschaftlichkeit und des Teamgeistes und so etwas wie das Ertasten oder Eintreten einer neuen sportliche Dimension.
Und dafür wollen wir, beide Simon Brüder, uns herzlich bedanken für die Unterstützung von Annette Söhnle, Katja Mielcarek, Katrin und Olaf Hill, Daniel Wollbold, Martin Munck, Bernd Büche, Vorstand/Leitung/Team meiner Arbeitsstelle, Gudrun und Alfons, Roland, Melli, all die vielen Menschen, die unser Abenteuer begeistert mit verfolgt haben und die Daumen drückten und nicht zuletzt an Denise für den überraschenden Empfang im Ziel von Riva del Garda, einfach großartig!
Wirklich zu empfehlen sind die zahlreichen Berichte unserer Transalperlebnisse in der Badischen Zeitung, - Regionalteil Hotzenwald:

Tobi