Ratespiel: Im Video sind wir fünf mal zu sehen - endeckst du uns?  :-)

24 h Finale Ligure

19.05. - 20.05.2012

 

Beim 24 h Rennen in Filale Ligure sind wir zufrieden als Solo-Fahrer ins Ziel eingefahren. Durchhalten und Ankommen war unser Ziel, doch siehe da: Im Ranking der Weltmeisterschaft belegte Chrissi mit über 230 km (und ca. 6500 Höhenmetern) den 3. Platz seiner Altersklasse, Tobi kam nach 180 km (und ca. 5000 Höhenmetern) auf den 5. Platz seiner Klasse.



Finale Ligure, nicht nur ein wunderschönes Städtchen am Mittelmeer und ein Traumrevier für Biker, sondern auch ein Ort zufriedener, gastfreundlicher und gelassener Menschen. Typisch italienisch war bis kurz vor dem Rennstart nicht viel zu erkennen von der bevorstehenden Weltmeisterschaft. Doch zum Start war dann doch noch (fast) alles fertig und der quirlige italienische Moderator quasselte freudestrahlend auf das internationale Fahrerfeld ein. Ein paar Brocken Englisch verhinderten das Chaos, das sich wegen vieler Unklarheiten im Startprozedere der ahnungslosen Athleten anbahnte. Doch irgendwie lief alles wie am Schnürchen, wenn man nur gelassen blieb und dann war es auch schon Zeit für den legendären Countdown, punkt 13 Uhr. 

Nach einer Laufrunde schnappten wir uns unser Rad und fädelten als einer der ersten in den schmalen, verwundenen und äußerst technischen Trial ein. Die neuen 29er Bikes waren super zuverlässig und punkteten besonders in Schlüssselstellen mit überragenden Downhill- und Uphilleigenschaften. Nicht einmal der Regen hemmte den unglaublichen Fahrspaß auf dieser einzigartigen Strecke, die mit viel Sachverstand, Leidenschaft und Mut liebevoll angelegt und betreut wurde. Nach der ersten halben Runde entschied ich mich dafür, Chrissi fahren zu lassen und mir einen eigenen Rhythmus zu suchen. So hatten wir es vereinbart, da mich mein Magen-Darm-Infekt stark zurück geworfen hatte. In der Tech-Zone erwarteten uns zweimal pro Runde unsere super engagierten Unterstützer Alfons und Gudrun. Sie reichten Getränke, Essen, frische Kleider, pflegten das Rad, motivierten und kümmerten sich um alles was sich ein Rennfahrerherz nur wünschen kann.

Chrissi fand schnell seinen Rhythmus, der nur von zwei Platten innerhalb der ersten Stunden unterbrochen wurde. Auch ich fand gut in das Rennen, nur die Nahrungsaufnahme machte mir große Schwierigkeiten und nach sieben Stunden, in denen ich Magen-Darm bedingt quasi nur mit Cola über die Runden gekommen war, begab ich mich in die Hände der Sanitäter, die mir eine Spritze verabreichten. Völlig erschöpft und ausgelaugt meldete ich bei der Jury eine Pause an. Für Chrissi ging es nun mit hellen Lampen in die Nacht hinein. Einsam und herausfordernd war die Strecke im Dunkel bei Neumond. Er fuhr die ganze Nacht konstant und konzentriert durch, während ich gegen meine Dehydrierung kämpfte und mir etwas Schlaf gönnte. Um 5 Uhr morgens klingelte mein Wecker und ich begab mich ohne Hoffnung zurück an die Strecke.

„Make the History“ stand da auf meinem WM-Teilnehmer Shirt und Geschichte schreibt man nun mal nicht im Bett. Und als ich die anderen Fahrer kämpfen sah, war mir klar, ich muss es erneut versuchen. Chrissi zwängte sich derweil gezeichnet von den Strapazen der Nacht sein Frühstück rein. Frierend vor Erschöpfung taumelte er wieder auf die Strecke und kämpfte weiter Meter um Meter. Zufällig trafen wir uns und absolvierten eine kurze Strecke gemeinsam, doch zu unterschiedlich waren nun unsere Voraussetzungen. Mit Cola und Tuck-Keksen brachte ich mich weitere sieben Stunden Fahrzeit in das Renngeschehen ein und Chrissi entschied sich im erneut einsetzenden Regen zu pausieren. Zu groß wäre in seinem Zustand die Sturzgefahr gewesen. Die letzten Stunden vergingen wie im Fluge und unabhängig von Übelkeit und Schwäche genoss ich die Fahrt auf dieser wundervollen Strecke und hatte großen Spass in den Abfahrten und den Ausblicken auf die Steilküste und das Meer.

Nach dem Rennen wurde es still. Wortkarg und erschöpft flohen wir müde vor dem Regen in unsere Betten. Plötzlich war das geschafft, was so lange unser Ziel war. So sah man uns tags darauf zufrieden schweigend nebeneinander am Meer stehen. Der Wind und der Regen peitschte unermüdlich Wellen auf uns zu, die unsere Blicke gefangen hielten. Und ich fühlte mich gleichzeitig voll von Nichts und voll von Bedeutung.



Tobi

Hier noch zwei Zweitungsartikel unseres Abenteuers und ein Video