Der 2h- Nachtvolksskilauf

05.02.10

Bei heftigen Schnee- und Regenschauern hatte die kleine hartgesottene Wettkampfgemeinde nordischer Wintersportler nur ein Ziel: Durch 2h- Höchstbelastung möglichst viele Runden  auf der etwa 2km langen Loipe zu drehen.  Ich meldete mich spontan unvorbereitet, - ein willkommener Trainingsreiz auf altbekanntem Terrain, dachte ich. Mit der Startnummer 1 gestartet, kam ich nach 15 Runden/30km auf dem 5. Platz (von 19) ins Ziel.

Sehr zufrieden als Laie dieser Zunft.

 

Traumhaft viel Schnee hier in meiner alten Heimat. Die Temperaturen waren an diesem Abend nur leider meist minimal zu hoch um den reichlichen Niederschlag als Schnee und nicht als Regen auf die Loipe rieseln zu lassen. Das sah richtig ungemütlich aus, - war es auch, zumindest für die Zuschauer ;-).

 

Die Beine ließen sich nicht übermäßig die zwei kernigen Läufe an den Tagen zuvor anmerken. - Die erste Stunde verstrich ohne nennenswerte Zwischenfälle. Doch der Rundkurs weichte im Regen mehr und mehr auf. Wir Skater taten uns mächtig schwer durch den Schneeschlamm zu stapfen. Dieser wurde schlimmer und schlimmer. Die Spur der klassischen Läufer wurde jedoch immer besser und besser. Nur da kam ich mit den Skating- Ski ungefähr so effektiv voran wie auf einer Rolltreppe, auf der ich in entgegengesetzter Richtung laufe. So taten mir spätestens nach einer Stunde mächtig die Arme und Schultern weh von dem harten Stockeinsatz auf den leichten Bergabstrecken, in denen ich doch die Spur nutzen musste. Denn hier fühlte sich die Skatespur so zäh und erbärmlich an wie eine Symbiose aus Kaugummi und Treibsand, während es in die Spur glatt war wie mit nacktem Hintern auf einer eingeseiften Wasserrutschbahn. Nur hatte ich hierzu keine Armkraft für die 120min Dauerstockschubmethode.

 

Völlig verrückt und unerwartet, aber in den nächsten 30min stürzten gleich drei meiner wackeren Mitfahrer und hinterließen jeweils eine große Badewanne auf der Piste. Jedes Mal konnte ich knapp ausweichen. Es war tückisch.

Der Niederschlag, auch wenn man ihn bei Puls 170 nicht richtig registrierte, verschlimmerte die Sache deutlich. Denn die Ski beschwerten sich mit zähem Schnee und ich beschwerte mich mit triefenden Klamotten. Was hilft es sich darüber zu beschweren? Schwere anzunehmen und zu tolerieren erleichterte, - ließ sogar Spaß aufkommen.

 

Die dunkle Nacht. Wenig Sicht durch den Regen und Nebel. Schlammiger Untergrund. Wieder und wieder die gleiche Runde. Kaum Zeitgefühl. Der Puls schlägt in der Schläfe, dazwischen schneidet eine eiskalte Stirn, - nass von Schweiß und Regen.

Hier sind alle zusammen alleine unterwegs durch die Nacht. Hier kannst du nicht verlieren, nur gewinnen. Und so war es dann auch: Nach etwa 26km und 1500 verbrauchten Kalorien (was mich eigentlich immer sonderlich wenig interessiert) schmecckte das Gulasch nach einer heißen Dusche einfach unvergleichbar lecker!

 

Toll, dass man so etwas zwischen anderen gemütlichen Feierabend- Aktivitäten einmal einstreuen konnte :-).

Tobi

 

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