2. Triathlonliga in Erbach

28.06.09
In einer Mannschaft mit Landesmeistern, erfolgreichen Ironman- Finishern, diversen Triathlon, Mitteldistanz- und Duathlon Siegern stehen wir, die Simon Brüder, am Start der LBS- Liga in Erbach. Eine Ehre, wir müssen Aushelfen, wir dürfen teilhaben und wichtige Erfahrungen sammeln. Die wahnsinns starken Auftritte von Folke, Daniel und Thiemo und Chrissis Finish in 2:19:12h reichen für den 7. Platz der 2. Liga. Meine Zeit betrug 2:21:22h.

Mit etwas Bammel, barfuß am Strand im Neoprenanzug wünschten wir uns viel Glück und stellten uns hinten an im Starterfeld der starken 2. Liga. Das wir uns später beim Wechsel zum Rad wieder treffen sollten, war reiner, glücklicher Zufall. Dazwischen lag das gefühlt -unendlich und grausame Schwimmen, - eine Wasserkraftturbine ist freundlicher und harmloser als dieses Schwimmerfeld! Jeder prügelt auf den anderen ein, einer schwimmt auf den anderen auf, jeder gegen jeden - unbeschreiblich. Das einzige was da hilft ist, sich selbst strengstes zu verbieten aufzugeben und moralisch irgendwelche Zweifel aufkommen zu lassen, dass das hier toll ist, Spass macht, das Beste ist, was einem in seiner Freizeit passieren kann und dass man adrenalinreiche Panikattacken durchaus zu schätzen weiß.
Wie dem auch sei, es ging dann doch irgendwie die 1500m in knapp über 24,5 min zu überleben. Schwer wie mit Bleiwesten bestückt taumeln wir mit der letzten Gruppe Seewasserschlucker der Radstrecke entgegen. Die anderen semiprofessionellen Wasserprügler haben sich schon aus dem Staub, bzw. aus der Gischt gemacht.

Zu Zweit mahlen wir auf unseren Asphaltmühlen los, ein Wasserschattenschwimmer gesellt sich zu uns, doch ihm bleibt die Puste weg in unserem Windschatten und so sind es wir beide, die kämpfen müssen. Den normalen Menschen, mit harmloseren Freizeitbeschäftigungen als dieser Multisportart sei erklärt, dass es sich heute um eine "Lutscher- Partie" handelte, - Windschattenfahren (= lutschen) war erlaubt. . Ich versuche Chrissi zu ziehen, er hat die besseren Läuferbeine, die soll er schonen (auch wenn er mächtig mit ackert), denn nur der Schnellere von uns kommt in die Mannschaftswertung. Gerade als ich mich im Wind mächtig verausgabt hatte und mein Schädel unter meinem Helm zu explodieren drohte, prescht hinter uns eine weiter Radgruppe an. Wir waren also doch nicht die letzten und die Hilfe kam gelegen. In dieser größeren Gruppe konnte ich mich zunächst kaum im Schatten halten, die giftigen Anstiege taten ihr übriges zu meiner allgemeinen Übersäuerung. Doch irgendwann konnte ich wieder aktiv kooperieren in dieser Gruppe, bzw. musste mich eben nicht als Lutscher outen. Letztlich zeigt der Tacho einen Schnitt von 38km/h auf den 40km an, - respektabel bei diesen Hügeln.

Der zweite Wechsel lief schnell über die Bühne, der flache, heiße Asphalt wartete auf unsere Performance. Chrissi zog ohne zu zögern kontinuierlich davon, - gut so. Auf der Wendepunktstrecke kamen uns die Führenden bald entgegen.
Zeit für Pseudo- Anthropologie bei 180Herzschlägen auf dieser langweiligen Geradeausstrecke: Verrückte Spezies zu denen man uns zählen muss, schießt es mir durch den Kopf als ich renne. (Paradebeispiel Foto: Faris al Sultan) Braungebrannte, athletische Körper in Ganzkörper- Badeanzügen oder in Pants und Top. Rasierte Beine, oder wahlweise Kniestrümpfe und verspiegelter Sonnenbrille. Babypuder oder Vaseline in den Schuhen. Wer will zeigt Bauch, oder schlüpft elegant aus einem der beiden Brust bedeckenden Schulterträger. Feuchte Schwämme werden unter die Kleidung gesteckt, es wird gestöhnt, geschwitzt und gerotzt. Einfach herrlich, - wo dürfen Männer das sonst? Obwohl ich hoffe, nein weiß, dass ich dies alles aus anderen Gründen mache, auch wenn diese Nebenerscheinungen witzig sind. Erst der Einlauf ins Stadion reißt mich aus meinen abstrusen Gedanken, also zurück zu den Fakten: Chrissi lief die 10km in 41.03min, ich in 43.14min.

Der rote Schaum, - ein Gemisch aus Blut, Babypuder und Schweiß drängte zum Schluss großzügig durch das Mashgewebe meines Laufschuhs, -aua- Blasen heilen wieder und ohne Socken zu laufen spart Zeit.
So sitzen wir dann entspannt mit unseren Artgenossen auf der Tartanbahn, bei Cola, alkoholfreiem Weizen, Obst, Kuchen und einer großen Portion Stolz und Glück uns innerhalb eines Jahres zu dieser Leistung zu befähigen. 72. und 76. von 87 Startern zu werden ist nicht frustrierend, wie man glauben könnte, nein, es ist sehr hart erarbeitet in dieser 2. Liga und es sind gute persönliche Zeiten.

Tobi