Seid ihr denn verrückt?

Homo Cross- Duathlonsis auf Jagd: Waldmeister ´09

Sind wir beiden verrückt, dass wir beispielsweise in unserem Urlaub eines der härtesten Mountainbikerennen weltweit mitfahren und uns durch bis zu 25 weitere Wettkämpfe im Jahr quälen? Sind wir gar „sportsüchtig“?

 

Wenn wir hier von „verrückt sein“ sprechen, laden wir dazu ein, Ihr persönliches Selbst-und Weltbild für ein paar Minuten von uns „verrücken zu lassen“. So rücken wir näher zusammen und stellen vielleicht fest, dass wir alles andere als „sportsüchtig“ sind (ich bezweifele ja, dass es sowas gibt) und erst recht keine Übermenschen.

 

Gehen wir davon aus, dass wir der Spezies homo sapiens  angehören.  Unser aller Genom und Bauplan im  21. Jahrhunderts  ist genetisch zu 99,5% übereinstimmend mit dem unserer Ahnen, die vor 50.000 Jahren, also in der Altsteinzeit (Paleolithikum) gelebt haben. „Würde man also einen unserer Urahnen aus dieser Zeit in unsere Klamotten stecken – er würde in keinster Weise im Straßenbild auffallen. Auch nicht im Triathloneinteiler.“ (Robert Bock, www.thriathlon- szene.de)

 

Was haben unsere Ahnen in der Steinzeit so getrieben? Richtig, sie  zogen durch die Wälder und Steppen um zu  jagen, - um zu essen und zu überleben. Mindestens drei Stunden täglich im Grundlagenausdauerbereich (zügiges Gehen, bzw. Laufen). Bei der Jagd ging es dann in der finalen Phase auch noch heißer her oder z.B. bei der Flucht vor einem Säbelzahntiger, - bis zu 1 ½ h eine hochintensive Belastung.

Da klingeln die Glocken. Ist das nicht nicht vergleichbar mit der Belastung eines Halbmarathons, einer Sprintdistanz im Triathlon oder eines klassischen MTB- Marathons?

 

Erst seit einer winzigen Spanne der Menschheitsgeschichte sind wir sesshaft und erst seit wenigen Generationen müssen wir wesentlich weniger körperlich harte Arbeit leisten.

 

Was tun wir homo sapiens heute jedoch in unserem Alltag. Wir laufen möglichst wenig, sitzen möglicherweise den Großteil unserer Arbeitszeit. Und am Wochenende? Ausruhen, - sich liegend vom vielen Sitzen erholen!

Viele setzten sich (bzw. "sitzen sich") durch unterschiedliche „Fehlverhalten“ den Risiken diverser Zivilisationskrankheiten aus. Menschen in den reichen Ländern werden immer dicker. Tja, wir jagen eben nicht mehr. Laufen nicht mehr stundenlang um eine andere Sippe zu besuchen, sondern fahren Bahn und Auto. Wir machen keine Völkerwanderung, sondern fliegen einfach mit dem Flugzeug. Das ist ja auch in Ordnung und die Simon Brüder machen das oft nicht anders! Wir sollten uns aber bewusst sein, dass wir rein genetisch einen Stoffwechsel und Körper haben, dem dies schadet und der seine Bewegung im Prinzip braucht. Bei Hunger nur den Kühlschrank zu öffnen, oder sich eine Pizza bringen zu lassen ist bestenfallsfalls sehr seriöser Sofasport.

 

Trieben unsere Urahnen auch schon Sport? Ich glaube nicht das Ötzi bei einer Transalp gestorben ist, - denn der hatte andere Sorgen. Sorgen, durch die er sich nachweislich sehr viel bewegen musste um diese zu entsorgen. Diese Sorgen haben wir aber heute (zum Glück) nicht mehr, dafür andere. Denn Wissenschaftler sind sehr über unser (Nicht-)Bewegungsverhalten besorgt. Wir werden zwar nicht mehr von Feinden mit Pfeil und Bogen durch die Alpen gehetzt, wie Ötzi. Dafür aber jagen wir beide Athlethen mit High-End XTR- und XX- Ausrüstungen, unter welchen wir es besonders auf den Flachlandtiroler und Indoorcycler abgesehen haben, um ihnen auf unwegsamen Trails mit unseren Aluhardtails ihre Carbonfully über die Ohren ziehen.

 

Sind wir verrückt, dass wir über die Alpen radeln und jedes zweite Wochenende eine „Jagd“ machen, wenn auch nicht nach Tieren, aber gegen andere Athleten und nach guten Zeiten? Stillen wir als homo mountainbikeus nicht einfach nur unsere eigentlich normalen Grundbedürfnisse an Bewegung mit allem was das in uns auslöst? Lassen wir beide homo marathonis nicht einfach den Körper und auch den Geist(!) das tun wofür er geschaffen ist?

 

Was passiert mit Geist, Seele und Selbstwertgefühl, wenn man 15 hohe bedrohliche Alpenpässe vor sich sieht mit über 20000Höhenmetern und man acht Tage später auf die-selbigen zurückblickt und lächelt, weil man sie nach 36h im Sattel aus eigener Kraft besiegt hat? Unbeschreibbar, - aber natürlich!

 

Oder etwas näher am Alltag: Wer kennt nicht das genügsame und grundzufriedene Gefühl, nach einem stressigen Tag, trotz vollem Kühlschrank „auf die Jagd“ gegangen zu sein? Sich förmlich frei laufen!

Lässt das Zweifel offen, dass eine hochintensve Jagt (Flucht vor dem Säbelzahntiger) unglaublich glücklich macht (sofern man dem Säbelzahntiger entkommen konnte) und der Körper nebenbei in einem Wettkampf das Bewegungspensum leisten durfte für das er geschaffen ist?

Dazu kommt noch: Kannten die Steinzeitmenschen auch schon die von uns homo bewegungsfaulus zelebrierte Kohlehydrat- und Zuckermast, oder aßen sie eiweiß- und nährstoffreicher in Verbindung mit viel Bewegung? Fragen wir uns, wie wir mit unserem Körper (und Geist) umgehen sollten.

 

 Ist es nun „sportsüchtig“ und übermenschlich Sport zu treiben, wie wir beide es tun?


Oder ist es verrückt und fahrlässig es nicht zu tun? ...ist Ihr Selbst- und Weltbild nun verrückt???

 

Tobi

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